Das richtige Benennen und Bezeichnen stellt den Ausgangspunkt unserer islāmischen Grundvorstellung über einen Sachverhalt da. Mit der Entstellung genau dieser Bezeichnungen, dem Aushöhlen der Bedeutungen dieser, dem Bedienen von Doppeldeutigkeit entsteht eine nichtrichtig zuordenbare Vorstellung, die zu fatalen Konsequenzen in unseren Grundüberzeugungen und Handlungen führen kann.
Ausgehend aus dieser Gefahr, haben die Salaf auch einen harschen Umgang mit scholastischen Begrifflichkeiten gepflegt. Sie haben ihrem Gegenüber klar vermittelt, dass sie diesen philosophischen Definitionen keinen Wert bemeißen, genau so wenig wie ihren falschen Konklusionen. Betrachtet man die Entwicklung genau dieser scholastischen Gruppierungen wird man den Ursprung ihres Irregehens oft in ihren angewandten metaphysischen Definitionen, Gleichnissen und dergleichen finden.
Und geht man noch einen Schritt weiter und betrachtet die jetzige Welt und das “Spiel” mit Bezeichnungen, dann wird man sehen, dass dieses Thema definitiv unser Leben bestimmt und allgegenwärtig ist. Genau deshalb sprach unser geliebter Prophet ﷺ diese Thematik an, in dem er sagte:
“So soll keinesfalls einer von euch zu den ‘Inab (=Trauben) Karm (=Güte) sagen. Denn al-Karm ist der Mensch” 1
An-Nawawī sagte hierzu kommentierend:
“Der Grund der Karāhah (d.h Verhassheit) liegt dem Worlaut “Al-Karm” zugrunde. Denn die Araber bezogen diesen auf den Strauch der Trauben (die sogenannte Weinrebe), die Trauben und auf den Alkohol, der eben aus diesen Trauben gewonnen wurde. Sie bezeichneten ihn als “Karm”, da dieser aus den Trauben geschöpft wird und da er eben als (Akt der)Güte oder Freigebigkeit gedeutet wurde. So machte die Gesetzgebung das Verwenden dieses Wortlautes für die Weinrebe und Trauben verhasst. Denn möglicherweise, kann das Hören gerade dieses Wortlautes jemand an den Alkohol erinnern und ihre Nafs zu ihm verleiten, sodass sie ihm letzendlich verfallen oder sich ihm nähern.
Er ﷺ sagte, dass diese Bezeichnung nur ein Muslim verdient oder das Herz des Gläubigen. Da eben der “Karm” abgeleitet wird von “Karam”, wobei das ra’ mit einer fatha versehen wird. Und Allāh, der Erhabene, sagte:
إِنَّ أَكْرَمَكُمْ عِندَ ٱللَّهِ أَتْقَىٰكُمْ ۚ إِنَّ ٱللَّهَ عَلِيمٌ خَبِيرٌۭ
“Gewiß, der Geehrteste (akramakum) von euch bei Allāh ist der Gottesfürchtigste von euch.” 2
So bezeichnete er das Herz des Gläubigen als “karm”, aufgrund des Īmāns, der Rechtleitung, des Lichts, der Gottesfurcht und anderer Eigenschaften, die solche eine Bezeichnung zur Folge haben. Denn genauso ist ein Muslim.” 3
1 Sahīh Muslim 2247
2 [al-Hujurāt: 13]
3 Al-Minhāj Šarhu Sahīh-Muslim (5/15)



